Archiv der Kategorie: lyrik

das mädchen

irgendwo in den schiefen
gassen einer altstadt
die sich barock kleidet
und dadurch die moderne
verpasst
eilt ein kleines mädchen
von tür zu tür
vor den auslagefenstern hält
es inne hie und da
und beäugt rosa bären
aus tüll mit knopf im ohr
drei minuten einundzwanzig
bleibt sie stehen
atmet muster ans glas
dann lässt sie sich gehen
eilt weiter und streckt
dabei die hand in die luft
doch eine mutter die am
anderen ende zieht hat
es schon länger nicht mehr
sie ging verloren im laufe
der zeit
ohne dass jemand sich darum
gekümmert hätte
und so bleibt denn das mädchen
zurück als einzige bewohnerin
einer alten stadt die sich
modern kleidet und dabei
ihr barockes wesen verdeckt
und streckt zur ermahnung
einen finger in die luft

im marais

gestern abend an der seine
wollte ich für meine
erinnerung einen bilderrahmen
erstehen
ich war entzückt über
farben und texturen
aber bitter enttäuscht dass
keiner so richtig passte von
der form
ein mantel aus trübsal begleitete
mich auf dem weg durch
den marais
vorbei an dirnen obstverkäufern
und mundharmonikas
bis an die tür meiner
kammer
doch als ich später bei
kerzenlicht meine gedanken
auf papier ordnete
fand ich dann doch dass es
besseres gibt als seine erinnerung
mit dem nagel in die wand zu schlagen

im lavafeld

die welt bricht auf
wir tanzen blind
im lavafeld
und trinken
oleanderschnaps
als gäb es
morgen schon
kein gestern mehr

jamie

jamie wisch
den tresen ab
und gib mir
rosenbranntwein aus
setz dich zu uns
hin und lass deine
bar bar sein
ein zwei drei sekunden
und die zeit
setzt wieder ein